Geschichte
Die fachliche Identität unseres Instituts ist von seiner Vorgeschichte geprägt:
1954
Auf Betreiben von Gerhard Göllnitz, dem ersten Lehrstuhlinhaber für Kinderneuropsychiatrie in Deutschland, wird die erste Psychologenstelle an der Nervenklinik besetzt, der weitere folgten.
1963
Hans-Dieter Rösler übernimmt den Aufbau des Laboratoriums für Klinische und Entwicklungspsychologie an der Universitätsnervenklinik in Rostock. Der Grundstein für eine in Ostdeutschland beispielgebende Zusammenarbeit zwischen Nervenärzten und Psychologen ist gelegt.
1975
Hans-Dieter Rösler erhält in Rostock den ersten Lehrstuhl für Klinische Psychologie, der an einer Medizinischen Fakultät in der DDR eingerichtet wird. Sein Wirken nach außen für den Berufsstand der Psychologen in der DDR und nach der Wende erfährt große Anerkennung. Auch sein Wirken nach innen, für den Lehrstuhl ist stilprägend. Für die insgesamt 20 Mitarbeiter in drei Jahrzehnten ermöglicht er eine erfüllte Berufstätigkeit in einem entwicklungsförderlichen Klima. Wissenschaftlich sind sie dem damaligen Laboratorium für Klinische und Entwicklungspsychologie, später Lehrstuhl für Klinische Psychologie angehörig, während sie hinsichtlich der klinischen Arbeit den Direktoren der Abteilungen für Kinderneuropsychiatrie, Psychiatrie und Neurologie unterstehen. In interdisziplinärer Zusammenarbeit entstehen katamnestische Verlaufsstudien über Hirnschadenfolgen im Kindes- und Erwachsenenalter, die Rostocker Längsschnittstudie über die Entwicklung vom Kleinkind bis zum frühen Erwachsenenalter (ROLS), die Interdisziplinäre Längsschnittstudie des Erwachsenenalters (ILSE) sowie Bedingungs-, Struktur- und Verlaufsanalysen der Depressivität und Schizophrenie. Insgesamt liegen von den Psychologen der Nervenklinik im Zeitraum vor der Umstrukturierung zwischen 1963 bis 1990 ca. 270 Publikationen vor. 70 psychologische und medizinische Dissertationen wurden betreut. Sieben Mitarbeiter habilitieren sich. Die studentische Ausbildung liegt in den Händen des Lehrstuhls und bezieht alle promovierten Psychologen der Klinik ein. Das Lehrgebiet Psychologie für Mediziner (und Stomatologen) wird in der DDR 1966 /1967 im vorklinischen Studienabschnitt obligatorisch eingeführt, ab 1971 auch geprüft und seit 1976 als Medizinische Psychologie mit Vorlesungen und Seminaren im klinischen Studienabschnitt abgehalten.
weitere Verdienste Prof. H.D. Röslers
Er ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Psychologie der DDR und ihr letzter Vorsitzender, der sie 1990 auflöst, als mit dem Fall der Mauer die Gründe für ihre Existenz entfallen.
Für seine Verdienste beim "Zusammenwachsen" der Psychologen beider Teile Deutschlands wird er auf dem Kongress 1994 in Hamburg zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ernannt.
Aus seiner Feder stammen 160 Einzelpublikationen und 20 Bücher als Autor und Herausgeber, darunter auch das einzige Lehrbuch für Medizinische Psychologie (Rösler & Szewczyk, 1987) in der DDR, das eine überarbeitete Neuauflage (Rösler, Szewczyk & Wildgrube, 1996) erfährt.
Prof. Dr. H.-D. Rösler war auf allen Ebenen der Ansprechpartner, wenn es um Fragen der Klinischen Psychologie in der DDR ging.
Seinem nimmermüden berufsständischen Einsatz verdanken die Klinischen Psychologen der DDR maßgeblich die Einführung und Durchsetzung des postgradualen Studiums, das sie, analog zum Facharzt, zum Fachpsychologen der Medizin qualifiziert, und ihnen bei nachgewiesener psychotherapeutischer Tätigkeit 1999 zur Approbation im Rahmen des Psychotherapeutengesetzes verhilft.
1992
Mit der Emeritierung von Prof. Dr. H.-D. Rösler wird Prof. Dr. B. Meyer-Probst auf den nun umgewidmeten Lehrstuhl für Medizinische Psychologie berufen. Als selbständige, nicht bettenführende Abteilung der Nervenklinik ausgelegt, ist der Lehrstuhl zunächst ausschließlich für Lehre und Forschung zuständig
1995
Mit Gründung des Zentrums für Nervenheilkunde erhält der Lehrstuhl den Status eines Instituts für Medizinische Psychologie. Trotz der strukturellen und personellen Turbulenzen und den veränderten Rahmenbedingungen für die Forschung kann der Lehrstuhl bzw. das Institut die klinisch orientierten entwicklungspsychologischen Arbeiten fortführen und ausbauen.
Seit 1991 werden Drittmittel in Höhe von 1,5 Mio. Euro eingeworben. Außerdem wird der klinisch-psychologische Erfahrungshintergrund für die Lehrtätigkeit nutzbar gemacht, so dass die Studenten im Fach Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie bereits in den ersten Semestern die Bedeutung einer tragfähigen Arzt-Patient-Beziehung nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch erfahren können.
seit 2005
Nach der Emeritierung von Herrn Prof. Dr. B. Meyer-Probst leitet Herr Prof. Dr. P. Kropp kommissarisch das Institut. Es werden in erster Linie Aufgaben in der Lehre unter Bezug auf das „bio-psycho-soziale Modell“ von Krankheit und Gesundheit übernommen. Zur Zeit bauen wir eine interdisziplinäre Forschungsplattform zu den Themen Schmerz, Chronifizierung, psychosoziale Betreuungsbedürfnisse in der Onkologie und Aufmerksamkeit auf. Darin werden auch die bereits bestehenden Projekte fortgeführt und erweitert.
2008
Herr Prof. Dr. P. Kropp wird zum Institutsdirektor ernannt. Das "bio-psycho-soziale Modell" wird ausgebaut, insbesondere bei den beiden Themen "Altern" und "Kopfschmerz".
2012
Im Institut werden jetzt mit einer persönlichen Ermächtigung durch die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern Patienten mit primären Kopfschmerzen verhaltenstherapeutisch behandelt. Außerdem wird der Institutsname um "Medizinische Soziologie" erweitert.
2015
Jetzt sind bereits 10 Jahre seit der Dienstaufnahme von Prof. P. Kropp vergangen. Dies wurde an der Stelle gefeiert, an welcher vor 10 Jahren die Fotographie gemacht wurde.
2016
Herr Prof. Dr. P. Kropp erhält einen Ruf auf eine W-Professur am Institut. Außerdem wird in einer Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin Rostock (Direktor: Prof. Dr. med. A. Storch) das "Kopfschmerzzentrum Nord-Ost" gegründet und ausgebaut. (https://neurologie.med. uni-rostock.de/die-klinik/die-poliklinik/kopfschmerzzentrum-nord-ost/).